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Nachrichten | 18.07.2019 – 31.07.2019

Spektakuläre Schauübung zum Jubiläum der Feuerwehr

Dass 150 Jahre Feuerwehrgeschichte auch Kinoqualität haben kann, erlebten die Zuschauer am Samstag vor dem Rathaus.

 

 

 Um Punkt 14 Uhr läuteten für vier Minuten die Glocken der Mauritiuskirche und im Anschluss ertönten einige durchdringende Horntöne.

Auf diese Weise wurde noch im letzten Jahrhundert der Alarm ausgelöst, erklärte Hanno Diekmann, der die Schauübung am Samstag moderierte.

Und dann ging es auch schon los mit einer beeindruckenden Zeitreise.

Gelöscht wird auch heute immer noch größtenteils mit Wasserschläuchen, daran hat sich über 150 Jahre Feuerwehrgeschichte wenig geändert. Wie aber das Wasser zu den Flammen geschafft wurde, lief früher doch noch etwas anders ab.

Um das live zu erleben, hat die Freiwillige Feuerwehr Güglingen zum Jubiläum keine Mühen gescheut und die alten Gerätschaften wieder zum Einsatz gebracht.

Mit der Handdruckspritze, die mit Eimern befüllt werden musste, konnte man schon 1876   

Wasser auf die Flammen spritzen, was anstrengend und mühsam war und sehr viele Hände benötigte. Zudem musste der Wagen mit der Spritze zunächst mit Pferden und später dann Traktoren an die Einsatzstelle gebracht werden.

 

 

Ein großer Fortschritt  war die Einrichtung der Wasserversorgung mit Hydranten im Jahr 1910. Mit einem Hydrantenwagen konnte sich die Feuerwehr leicht an die Wasserversorgung in der Nähe des Brandes anschließen und mit nur wenigen Handgriffen das Wasser mit gutem Druck in die Schläuche bekommen.

Eine weitere Entwicklung stellte dann der Tragkraftspritzenanhänger (TSA) dar, mit dem durch eine Saugpumpe große Mengen Wasser direkt aus dem Brunnen gesaugt wurden und dann mit einer Leistung von 800l bei 8 bar Ausgangsdruck die Flammen bekämpt werden konnten.

 

 

Am Prinzip der Leiter hat sich demgegenüber bis heute wenig geändert. Entscheidender ist die Vorgehensweise bei einem Brand, bei dem noch Personen eingeschlossen sind.
Früher habe man versucht, diese so schnell wie möglich über die Leiter zu retten. Heute gehe man diesen Weg nur noch im äußersten Notfall, erläutert der Moderator. Man versuche stattdessen die eingeschlossenen Personen durch das Gebäude ins Freie zu bekommen, was Dank der modernen Atemschutzausrüstungen möglich sei. Mit Sauerstoffflaschen und Schutzanzügen können die Feuerwehrleute heute auch in stark verrauchte Gebäude eindringen, um Menschen zu retten.

 

 

Aber das Löschen von Bränden ist nicht die einzige Aufgabe der Feuerwehr und vielleicht nicht einmal mehr der Haupteinsatzbereich. Vor allem die Unfallrettung wird in den letzten Jahren immer wichtiger. Ist beispielsweise eine Person im Auto eingeklemmt, kommen die Sanitäter nicht ohne die Hilfe der Feuerwehr aus.

Mit schwerem Gerät muss dann angerückt werden.

 

 

Mit hydraulischen Spreizern und Scheren verschafft man sich zunächst Zugang zur verletzten Person. In enger Absprache arbeiten dann DRK und Feuerwehr zusammen daran, den Patienten zunächst zu entlasten, also z.B. aus dem Gurt zu holen und mit sogenannten Rettungsbrettern zu stützen. Im nächsten Schritt wird dann genau überlegt, auf welchem Weg man den Patienten sicher aus dem Auto bekommt. Kann man ihn durch die Windschutzscheibe oder ein aufgebrochene Tür befreien oder muss man das ganze Dach öffnen?

Wie das geht, konnte man am Samstag live und hautnah erleben.

Vor allem die ausführlichen Erklärungen des Moderators waren sehr spannend, da man so Gelegenheit hatte, zu erfahren, was genau der Truppführer macht, wie Befehle gegeben werden und was bestimmte Körperhaltungen bedeuten.  

Deutlich wurde auch, was für eine Knochenarbeit die Rettung in der schweren Schutz- und Spezialkleidung ist. Gleichzeitig merkte man an diesem Nachmittag auch wieder, welche Faszination die Arbeit der Feuerwehrmänner und – frauen auf die Zuschauenden ausübt. Bewusst wurde einem zudem, wie extrem die Situationen sind, in denen die Helfer sich im Einsatz befinden und dass ihre Arbeit von unschätzbarem Wert ist. Das alles haben die Güglinger Kameraden an diesem Wochenende eindrücklich der Bevölkerung nahe gebracht.