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Nachrichten | 17.07.2018 – 31.07.2018

Feierliche Abschlusswerkstatt in Sachen INKI (inklusive Kindergartengruppe)

 

Arbeiten und Feiern. Dass das beides zusammengeht, konnte man am Freitagnachmittag im Rathaus erleben.

Zwei Jahre lang wurde die inklusive Kindergartengruppe der Kita Herrenäcker, kurz INKI, die von der Stadt Güglingen und engagierten Kooperationspartnern für den Projektzeitraum von drei Jahren (2016-2019) konzipiert wurde, durch Prof. Jo Jerg von der evang. Hochschule Ludwigsburg wissenschaftlich begleitet.

Diese Begleitung war auf zwei Jahre angelegt und endet nun. Aber nicht einfach sang- und klanglos, sondern mit einer großen Abschlussveranstaltung, bei der die einzelnen Stationen der bisherigen Projektzeit noch einmal mit Höhen und Tiefen in den Blick genommen wurden. Wie gut das Projekt in Güglingen vernetzt ist, zeigte schon die Gästeliste: Erzieherinnen aller Einrichtungen waren gekommen, Vertreter der Schulen, Fachkräfte, Eltern, Kooperationspartner, Verwaltungsmitglieder und Stadträte.

 

 

Als „die Starterkommune, die schon gut am Start war“, bezeichnet Professor Jerg Güglingen in seiner Abschlusspräsentation. In Güglingen hatte man sich nämlich schon im Januar 2015 Gedanken darüber gemacht, wie die unterschiedlichen Bedarfe der Kinder im Regelsystem Kita sind und sich intensiv mit dem Thema Inklusion beschäftigt.

Und diese Beschäftigung sollte durch den Beitritt Güglingens in den Kreis der Starterkommunen im landesweiten Projekt der Hochschule intensiviert werden.

In insgesamt vier Lernwerkstätten zu unterschiedlichen Themen wie zum Beispiel „Achtsamkeit in der Entwicklungsbegleitung“ oder die „Interdisziplinarität und Multiprofessionalität in der Zusammenarbeit“ sowie der Teilnahme an überregionalen Veranstaltungen in Stuttgart beteiligte sich Güglingen als kleinste Kommune sehr aktiv am Projekt und hat dieses, so Jerg, sehr bereichert. Sein Dank gilt vor allem einem ganz besonders engagierten Trio, das mit großer Sprachfähigkeit den Prozess in Güglingen gestaltet: Hauptamtsleiterin Sandra Koch, Leiterin der Kita Herrenäcker Christiane Baumann und Fachberaterin Renate Sterkel, die noch einmal wichtige Stationen der letzten  Jahre in den Blick nimmt.

Kariane Höhn (links) und Professor Jo Jerg mit dem Güglinger INKI-Trio.

 

Auf echten bunten „Tritten“, lässt Renate Sterkel in sechs Schritten das Projekt Revue passieren.

 

Ein ganz wichtiger Schritt nach der Einsetzung des INKI-Beirats und dem Projektstart mit Prof. Jerg war die Einrichtung der ersten INKI Gruppe in der Kita Herrenäcker im September 2016 mit drei Kindern. Heute werden im Kindergarten acht Kinder mit besonderen Bedarfen betreut. Damit ist man einem wesentlichen Ziel, dass nämlich aus einem Projektstatus Alltag wird, schon einen guten Schritt näher gekommen.

In mehreren Filmsequenzen zeigte Christiane Baumann, wie die Kinder in der Gruppe mit- und voneinander lernen. Sehr eindrücklich war es, festzustellen, wie wenig man als Zuschauer von außen sieht, dass in der Gruppe auch Kinder sind, die mit körperlichen, geistigen und emotional-sozialen Beeinträchtigungen leben. Ein Beispiel dafür, wie Inklusion im Alltag gelingen kann.

 

Man scheute sich beim Auswertungsreffen aber auch nicht, Probleme und Schwierigkeiten anzusprechen, wodurch das INKI-Team einmal mehr seine Sprachfähigkeit unter Beweis stellte. „Es hat auch mal ganz schön gewackelt“, so Renate Sterkel. Die  angedachte Kooperation mit der Kaywaldschule musste  beispielsweise aufgekündigt werden, da vor allem rechtliche Vorgaben Schwierigkeiten machten.

Auch finanziell sah es nicht immer rosig aus. Und ohne die großzügige Spende der Sponsorenfamilie Weber, die Bündelung der Eingliederungshilfe und durch die freiwillige Leistung der Christian-Heinrich-Zeller-Schule in Kleingartach hätte das Team, das nun auch eine Sozialpädagogin und Fachlehrerin umfasst, niemals in diese interdisziplinäre Richtung erweitert werden können.

Ihnen allen galt am Freitag ein großer Dank, der auch der Hauptamtsleiterin bei ihrer Ansprache besonders am Herzen lag.

 

Trotz der guten, geradezu vorbildlichen Entwicklung des Projekts steht aber die Frage im Raum, wie es weitergeht, wenn der Projektzeitraum 2019 ausläuft. Hier kämpfen wir immer noch mit der Schwierigkeit, das z.B. die Eingliederungshilfe an das Kind gebunden ist, erläutert Sandra Koch, und man eine Stelle nicht langfristig finanzieren kann.

Es bestehe aber die Hoffnung, dass man hier einen anderen Weg finde. Das werde nun schon seit Längerem vom Landratsamt geprüft, aber eine Antwort stehe noch aus.  

Überwogen haben allerdings die positiven Seiten des Projekts. Vor allem die Offen- und Aufgeschlossenheit der Fachkräfte und Erzieherinnen war riesig, freut sich Sandra Koch. Auch besteht inzwischen eine sehr gute Vernetzung mit den Kooperationspartnern und innerhalb der Güglinger Einrichtungen. Der regelmäßige Austausch und das Voneinander lernen führt zu mehr  Fachwissen in Entwicklungs-und Lebenslagen für alle pädagogischen Fachkräfte und noch viel wichtiger, zum Gefühl und der Feststellung „Ich kann etwas“. 

 

In der letzten Arbeitsrunde ging es dann wesentlich um die Frage, wie aus den Gelingensbedingungen und Herausforderungen der Projektzeit der Prozess nachhaltig, d.h. dauerhaft gestaltet werden kann. Aus fünf unterschiedlichen Blickwinkeln (Eltern, Fachkräfte, Träger/Verwaltung, Kooperationspartner, Kommunalpolitik und unterstützende Bürgerschaft) wurden dazu die Erfahrungen zusammengetragen.

 

Konzentrierte Arbeitsstimmung herrschte bei den Teilnehmern auch noch am Freitagnachmittag.

 

Zum Schluss wurden die Ergebnisse der einzelnen Gruppen vorgestellt und noch einmal ausführlich diskutiert.

Von den Gruppen wurde sehr positiv hervorgehoben, dass die Offenheit und Bereitschaft von allen Seiten sehr große war, sich auf das Thema Inklusion einzulassen. Als Herausforderungen gab es von allen Gruppen die übereinstimmende Nennung, dass die Finanzierung eines solchen Projektes schwierig ist und man da weiter nach Lösungen suchen muss, damit es mit dem Projekt INKI auch langfristig weitergehen kann. Nach einer abschließenden Zusammenfassung ging es dann über zum Glas Sekt und feierlichen Ausklang des Projekts. Wobei der Ausklang für Güglingen in Sachen INKI natürlich kein Ende bedeutet. Bis 2019 gelingt es dem INKI Beirat hoffentlich auch, den Projektzeitraum um eine Implementierungsphase von weiteren drei Jahren zu verlängern.

 

 

Abschließend lässt sich nur noch sagen, dass unter dem Motte von Margret Meads Spruch: „Zweifle nicht daran, dass eine kleine Gruppe von engagierten Menschen, die zusammen arbeiten, die Welt verändern kann“, die Durststrecken und Schwierigkeiten, die das Thema Inklusion auch in Güglingen begleiten, immer wieder überwunden wurden, sodass es am Freitag allerhöchste Zeit zum Anstoßen war.