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Nachrichten | 23.02.2023 – 23.03.2023

10.Landschaftspflegetag in Güglingen

Wie kooperative,  zielstrebige Landschaftspflege aussieht, davon konnte man sich am vergangenen Samstag in Güglingen ein Bild machen. An dem sonnigen Samstagvormittag hatten sich rund 31 ehrenamtliche Helfer und ein Teil der Klasse 1b der Katharina-Kepler-Schule mit einigen Eltern und ihrer Klassenlehrerin am ehemaligen Steinbruch „Hinter der Steingrube“ in Güglingen eingefunden. Ziel des Landschaftspflegetages, zu dem die Stadt Güglingen gemeinsam mit dem Landschaftserhaltungsverband für den Landkreis Heilbronn e.V. geladen hatte, war vorrangig die Freistellung der Felswand.

 

Der aufgelassene Schilfsandstein-Steinbruch ist seit Mitte der 80er Jahre als so genanntes Flächenhaftes Naturdenkmal geschützt. 

Die ehemaligen Abbauwände mit Höhen von 6 bis 8 Metern weisen eine wichtige Schichtung auf – massive Sandsteinbänke sind durchzogen von einer feingeschichteten Verwerfungsspalte. Dieses besondere Sedimentgefüge lässt Rückschlüsse auf die bewegte Erdgeschichte der Region zu.

Der Einblick in den Aufbau des Gesteins war leider über die letzten Jahre nicht mehr möglich gewesen. Zahlreichen Gehölze sind auf der ehemaligen Talsohle aufgegangen und wachsen direkt vor der Felswand. Um dieses geologische Fenster zu erhalten, legten am Samstag die Bauhofmitarbeiter Hand an der Motorsäge an. Entfernt wurden ausgewählte Weiden, Zitterpappeln, Haselnusssträucher und Brombeeren. Ehrenamtliche Helfer schnitten in den steileren Bereichen mit Astscheren und Sägen von Hand und räumten das Material ab. Nun kann der Steinbruch wieder hervorragend als Demonstrationsobjekt genutzt werden.

 

Neben der besonderen Geologie ist der Steinbruch auch aus ökologischen Gründen schützenswert. Als von Menschenhand geschaffenes Sekundärbiotop dient er vielen Tier- und Pflanzenarten als Lebensraum und Rückzugsgebiet in der freien Reb- und Feldflur. Viele wärmeliebende Arten profitieren von der besseren Belichtung der Felswände und Hänge, wie beispielsweise die Mauereidechse. Für Sie wurde bereits im vergangenen Jahr mit der Trockenmauer am Hummelberg im Rahmen eines Landschaftspflegetages neuer Lebensraum geschaffen. Auch der kleine Tümpel im östlichen Teil des Steinbruchs kann sich in diesem Frühjahr schneller erwärmen und wird damit als Laichgewässer für viele Amphibienarten attraktiver. 

 

Ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz konnte außerdem im westlichen Bereich des Steinbruchs geleistet werden. Hier füllt eine steile Wand aus Lehm einen großen Bereich vor der Felswand aus. Auch an dieser Stelle wucherten seit Jahren Brombeeren und Sträucher. Dabei können gerade solche Lehmhänge viele gefährdete Wildbienenarten unterstützen, wenn sie offengehalten werden.

 

Im klassischen „Wildbienenhotel“ kommen nämlich viele Arten nicht unter. Die Nisthilfen, die meistens aus verschieden großen Bohrlöchern in Holz oder Pflanzenstängeln aufgebaut sind, bieten zwar manchen Arten die Möglichkeit eine Brut anzulegen. 

Die meisten Wildbienenarten sind allerdings deutlich spezialisierter und nehmen keine solche bereits vorhandenen Hohlräume an. Ein Großteil der bei uns vorkommenden Wildbienenarten nistet in selbstgegrabenen Hohlräumen im Erdboden.

Genau für diese Arten konnte nun im alten Steinbruch wieder Lebensraum geschaffen werden. 

 

Wieviel man bereits an einem Vormittag erreichen kann, wenn verschiedenste Akteure gemeinsam aktiv für Artenschutz und Kulturlandschaft mit anpacken, wurde deutlich gezeigt. 

 

Die Kreisökologin Stefanie Kielhorn vom Landratsamt Heilbronn und Katrin Lazar vom Landschaftserhaltungsverband gaben den Kindern der Klasse 1b der Katharina-Kepler-Schule an diesem Samstagvormittag noch einen praktischen Unterrichtsteil. Die Kinder erhielten Informationen über Amphibien, die bei uns in der Gegend vorkommen. Zuerst durften die Kinder überlegen was ein Amphib ist und auf Bildern zeigen, welche Arten sie schon beim Namen kennen oder vielleicht auch schon mal irgendwo gesehen haben. Anhand von großen Bildern wurde den Kindern der Lebensraum von Erdkröte, Grasfrosch, Feuersalamander und Gelbbauchunke gezeigt. Die Klasse konnten dann versuchen, den Entwicklungszyklus am Beispiel eines Frosches mit Magneten in die richtige Reihenfolge zu bringen. Im Team ist es ihnen gelungen die verschiedenen Stadien vom Ei über die Kaulquappe bis hin zum Frosch richtig einzuordnen. Spannend waren auch die Beispielbilder von Krötenwanderungen und den vollgefüllten Eimern der Kröten-Helfer. Die Kinder fanden es witzig zu sehen, wie sich das Erdkrötenmännchen von einem Weibchen huckepack zum Tümpel tragen lässt. Zum Abschluss gab es noch einige Suchbilder, auf denen die Kinder bemerkt haben, wie gut beispielsweise eine Erdkröte im Unterholz getarnt ist und dass man in der Natur ganz genau hinschauen muss, um die ein oder andere Art zu entdecken. 

Nach dem theoretischen Teil waren die Kinder heiß aufs Arbeiten. Sie nahmen erst mal den Tümpel im Steinbruch genau unter die Lupe, welchen sie gerne im Jahresverlauf nochmal besuchen möchten, um zu sehen wer dort so lebt. Die Klasse half auch im Steinbruch die vom Bauhof abgesägten Weiden, Kirschen, Zitterpappeln und Haselnusssträucher zur Seite zu schaffen. Weidenkätzchen wurden befühlt, Brombeeren lieber nicht. Das Ringeln der Bäume wurde den Schülern an mehreren Zitter-Pappeln nähergebracht. Durch das Durchtrennen der Rinde soll der Baum langsam zum Absterben gebracht werden, da die Nährstoffversorgung zwischen Wurzel und Krone unterbrochen ist. Durch die Ringelung soll außerdem der Stockausschlag auf der mageren Wiesenfläche vermieden werden zudem Zitter-Pappeln bei bloßem Absägen neigen. 

Im Anschluss zum praktischen Naturkundeunterricht der Klasse 1b wurde im Bereich der angrenzenden Parkbucht an der Kleingartacher Straße von der Klasse 1b der Hangbereich von Müll befreit. Begleitet von ihrer Klassenlehrerin Frau Kemmler und einigen Eltern konnten die Kinder mehrere Säcke Müll einsammeln und waren am Ende sehr stolz auf ihre geleistete Arbeit. Am Ende waren dann doch einige der fleißigen Helfer erschöpft aber sichtlich gut gelaunt über die geleistete Arbeit. Insgesamt konnte die Landschaftspflege kombiniert werden mit wichtiger Umweltbildung. 

 

Am Ende gab es für alle Helfer ein gemeinsames Mittagessen. Zur Stärkung wurde von den Damen des Bauhofs eine warme Kartoffelsuppe ausgegeben. So mancher hatte es sich auch nicht nehmen lassen einen zweiten und dritten Teller zu sich zu nehmen - so gut hatte diese geschmeckt. Gut gelaunt und wieder bei Kräften fanden unter den verschiedenen Helfern interessante Gespräche statt. Bedanken möchten wir uns auch beim Lionsclub Güglingen / Zabergäu, bei den Mitgliedern vom NABU Güglingen und unseren Bauhofmitarbeitern, ohne deren tatkräftige Hilfe und Vorleistung dieser Tag so nicht möglich wäre. Wie schon anfangs gesagt es war ein sehr kooperativer und zielstrebiger Landschaftspflegetag der allen sehr viel Spaß bereitet hat und den wir im nächsten Jahr gerne widerholen.