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Nachrichten | 20.03.2018 – 03.04.2018

Zweckverband Wirtschaftsförderung und Firma Layher stellen Erweiterungspläne vor

 

Da es sowohl dem Zweckverband Wirtschaftsförderung Zabergäu als auch den Anliegergemeinden Cleebronn und Güglingen sowie der Firma Layher ein großes Anliegen war, die Bevölkerung im Zabergäu frühzeitig in die Planungen zur Erschließung des Industriegebietes „Langwiesen IV“ einzubeziehen, fand am 14. März 2018 um 19.30 Uhr in der Riedfurthalle in Frauenzimmern eine Informationsveranstaltung statt. Vor rund 300 Gästen stellten der Zweckverband die geplante Erschließung des Gebiets „Langwiesen IV“ und die Firma Layher ihre Baupläne für ein drittes Fertigungswerk vor. Südlich der Weingärtnergenossenschaft Cleebronn-Güglingen soll auf rund zehn Hektar eine Feuerverzinkerei mit vorgelagerter Produktion sowie Wareneingang, Lagerflächen und Versand errichtet werden.

Diese Fläche befindet sich im Gebiet des Zweckverbands Wirtschaftsförderung Zabergäu. Dieser übergemeindliche Zusammenschluss von damals 18 Kommunen aus dem Zabergäu und dem Landkreis Heilbronn hat es sich seit dem Jahr 1969 zur Aufgabe gemacht, Flächen für Betriebe aus der Region zur Verfügung zu stellen und somit wohnortnahe Arbeitsplätze zu schaffen bzw. zu erhalten. In den Jahren 1973 bis 1992 wurde abschnittsweise das Industriegebiet „Langwiesen I“ mit ca. 16 ha Industriefläche und 1993 das Gebiet „Langwiesen II“ (Steinäcker) mit ca. 3,2 ha erschlossen. Seit 1993 läuft die Vermarktung des 3. Abschnitts mit rund 23 ha. „Und nun gehen die Flächen langsam zu Neige“, betonte Verbandsvorsitzender Rolf Kieser bei der Infoveranstaltung. Deshalb beschäftigt sich der Zweckverband bereits seit dem vergangenen Jahr mit der Frage, wo weitere Flächen erschlossen werden könnten. Seit Sommer des vergangenen Jahres liegt nun die Anfrage der Firma Layher vor. Eine Erweiterung des Unternehmens innerhalb von Güglingen ist nicht möglich, die genannte Fläche wurde daher ins Auge gefasst. „Der Regionalverband Heilbronn-Franken hat klar zum Ausdruck gebracht, dass eine Erweiterung im Zabergäu nur an diesem Standort möglich ist“, berichtete Kieser.

In zahlreichen Gesprächen mit Behörden und Planungsträgern haben die Verantwortlichen die grundsätzliche Machbarkeit des Vorhabens mit positivem Ergebnis geprüft. Zwischenzeitlich hat sich auch die Gesellschafterversammlung des Unternehmens dafür ausgesprochen, den Standort weiter zu verfolgen. Da ein Teil der in Frage kommenden Fläche nicht im Geltungsbereich des derzeitigen Flächennutzungsplans liegt, wäre neben einem Bebauungsplanverfahren auch eine Änderung des Flächennutzungsplans nötig.

„Der Erweiterungswunsch des Unternehmens ist eine gute Nachricht für die Region“, unterstrich Güglingens Bürgermeister Ulrich Heckmann. Denn dieses klare Bekenntnis zum Zabergäu bedeute auch, dass derzeit rund 1.100 Arbeitsplätze im Zabergäu erhalten und 250 zusätzliche Stellen geschaffen werden können. Ihm war es, genau wie dem Unternehmen und den Vertretern des Zweckverbands, ein wichtiges Anliegen, die Bürger frühzeitig über die Überlegungen zu informieren und – wo es möglich ist – in die Planungen einzubinden.

Gründe der Erweiterung

Stefan Stöcklein, als Geschäftsführer für die Produktion verantwortlich, erläuterte den derzeitigen Planungsstand. Er führte aus: „Wir haben die Betriebsfläche unserer beiden Werke in Eibensbach und Güglingen in der Vergangenheit kontinuierlich optimiert. Ein weiterer Ausbau ist nicht mehr möglich und wir sind nun an der Kapazitätsgrenze angekommen“. Allein in den Jahren zwischen 2014 bis 2017 ist die Produktionsleistung um 53 Prozent angestiegen, der Personalstand hat um rund 37 Prozent zugelegt.

Da die beiden Feuerverzinkereien im Dreischicht-Betrieb bereits seit einiger Zeit an der Kapazitätsgrenze produzieren, müssen immer mehr Teile von Fremdfirmen verzinkt werden. Dieser Anteil hat sich in den vergangenen drei Jahren von 2.450 t auf rund 25.000 t – und damit um rund 855 Prozent – erhöht. Folge: 1.250 LKW-Zu- und Abfahrten pro Jahr, die das Gerüstmaterial zu Fremdfirmen in ganz Deutschland transportieren und wieder ins Werk zurückbringen.

„Ein drittes Werk ist deshalb ein Muss und unser Wunsch ist es, dieses im Zabergäu zu realisieren“, betonte Stöcklein. Ziel sei, Kunden auch weiterhin verlässlich bedienen zu können, betonte Gesellschafter Georg Layher zu einem späteren Zeitpunkt in der Informationsveranstaltung. „Bei der Standortsuche sei der Bau eines Fertigungswerks in Deutschland im Hinblick auf Lohnniveau und Auflagen sicher nicht die wirtschaftlichste Alternative“, brachte er zum Ausdruck. Dennoch bekennt sich das Unternehmen ganz klar zum Standort in der Region. Der führende Hersteller von Gerüstsystemen punktet nicht mit niedrigen Preisen, sondern mit Qualität, Innovation und vor allem kurzfristiger Verfügbarkeit. „Wenn wir das in Zukunft nicht mehr garantieren können, werden wir in der Wettbewerbsfähigkeit zurückfallen“, erläuterte er. Natürlich würde die unmittelbare Nähe zu den anderen Werken auch den Know-how-Transfer erleichtern und für unsere Mitarbeiterschaft kurze Wege bedeuten“, ergänzte Stöcklein.

Die Planung im Detail

Das geplante Werk 3 soll autark funktionieren. Die Planung sieht einen Wareneingang, eine Produktionshalle mit integrierter Feuerverzinkerei, eine Verladehalle sowie Lagerfläche und eine ausreichende Zahl von Parkplätzen vor. Somit würde kaum Werksverkehr zwischen den Standorten notwendig. Zu Anlieferung des Rohmaterials und der Versand des Fertigmaterials rechnet das Unternehmen mit 25 LKW-Zu- und 25 LKW-Abfahrten arbeitstäglich. Da die derzeitige Fremdverzinkung dann entfallen könnte, würden unter dem Strich lediglich 15 LKW-Fahrten pro Tag hinzukommen. „Die Fahrten finden nur tagsüber statt, nachts wird nur produziert“, betonte Stöcklein. Die Lastwagen würden über eine Abbiegespur auf das Gelände geführt, zudem ist eine eigene Standspur für wartende LKWs sowie LKW-Parkplätze geplant. Die LKW-Parkplätze sind bewusst im „Windschatten“ des Produktionsgebäudes vorgesehen, so dass die wartenden LKWs weder vom Blickwinkel Cleebronn noch Frauenzimmern wahrgenommen und Lärmemissionen reduziert werden können. Das fertig verzinkte Gerüstmaterial wird im Außenbereich mit einer maximalen Höhe von drei bis vier Metern gelagert.

Ausführlich ging Stöcklein auf den Verzinkungsprozess ein. Die Feuerverzinkung ist notwendig, um die Stahlteile für viele Jahre vor Korrosion zu schützen. An einer Traverse aufgehängt durchlaufen die Gerüste zunächst die Vorbehandlung. Dort werden sie in Vorbehandlungsbädern entfettet und abgebeizt. Die Luft der Vorbehandlung wird abgesaugt und in einem „Abgaswäscher“ gereinigt – und zwar so intensiv, dass am Schornstein nur noch Wasserdampf ankommt. Eine eigene Abwasserbehandlungsanlage bereitet auch das Abwasser auf, bevor es der Kanalisation zugeführt wird. Anschließend geht es zur eigentlichen Verzinkung. Dabei wird der Stahl in erhitztes flüssiges Zink eingetaucht. Auch hier werden die Rauchgase abgesaugt und mit einer Filteranlage, die unter anderem einen 735 m2 großen Trockenfilter enthält, gereinigt. Sämtliche Emissionen werden nicht nur durch Layher selbst – zum Beispiel durch ein eigenes Labor – kontinuierlich überprüft und überwacht, sondern auch durch externe Stellen wie das Regierungspräsidium oder den TÜV Süd – teils unangemeldet – kontrolliert. „Es gab noch nie eine Beanstandung“, betonte Stefan Stöcklein.

 

 

Genehmigungsverfahren

Die Genehmigungsfähigkeit der Feuerverzinkerei richtet sich nach den Vorschriften des Bundes-Immissionsschutzgesetz. Dieses hat die Aufgabe, Menschen, Tiere und Pflanzen, den Boden, das Wasser, die Atmosphäre sowie Kultur- und sonstige Sachgüter vor schädlichen Umwelteinwirkungen zu schützen. Entsprechend hoch sind die Anforderungen, die an ein solches Vorhaben gesetzlich gestellt werden. Im Rahmen dieses Genehmigungsverfahrens wird genau festgelegt und beschrieben, wie der Verzinkungsprozess ablaufen wird, und die dazu erforderlichen technischen Einrichtungen werden exakt definiert. Weiterhin muss ein Gutachten Luft, ein Lärmgutachten und ein Brandschutzkonzept erstellt und der genehmigenden Behörde, dem Regierungspräsidium, vorgelegt werden. Und obwohl rechtlich nicht zwingend vorgeschrieben, wird das Unternehmen auch eine Umweltverträglichkeitsprüfung in Auftrag geben. Und natürlich werden umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen notwendig. Dabei gilt es, ein umfangreiches Maßnahmenpaket zu schnüren, um die Eingriffe des Projekts in Natur und Landschaft in gleichem Umfang auszugleichen. Dieses könnte zum Beispiel eine Dachbegrünung des Werks und/oder Renaturierungsmaßnahmen an der Zaber bzw. am Fürtlesbach beinhalten.

Stellungnahme des Zweckverbands

Bei der anschließenden Fragerunde wurden einige Sorgen und Bedenken aus den Reihen der Bürgerschaft geäußert. Keine Frage: Mit jeder Baumaßnahme wird zusätzliche Fläche versiegelt und das Landschaftsbild beeinträchtigt. Außerdem erhöht sich die Verkehrsbelastung – wenn auch in diesem Fall in überschaubarem Umfang. Letztlich gilt es, wie bei jedem Vorhaben, die Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen. Im Vordergrund der Überlegungen des Zweckverbands steht die Tatsache, dass mit diesem Projekt das Unternehmen weiterhin an das Zabergäu gebunden werden kann, mehr als 1.000 Arbeitsplätze in der Region erhalten und rund 250 weitere Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen werden können. Übrigens: Wohnortnahe Arbeitsplätze sind auch eine Form von Klimaschutz, da lange Wege zwischen Arbeitsstätte und Wohnung entfallen. Außerdem spielen attraktive Beschäftigungsmöglichkeiten nicht nur bei der Beurteilung der Attraktivität einer Region eine wesentliche Rolle, sie haben auch ganz wesentlich mit der Lebensqualität der Menschen vor Ort zu tun.

 

Stellungnahme der Firma Layher zur Informationsveranstaltung

GÜGLINGEN-EIBENSBACH. Am 14. März 2018 fand um 19:30 Uhr in der Riedfurthalle in Frauenzimmern eine öffentliche Informationsveranstaltung statt, in welcher der Zweckverband Wirtschaftsförderung Zabergäu über die geplante Erschließung des Gebiets „Langwiesen IV“ und die Firma Layher über die Ansiedlung eines neuen Werkes informierten. Als Vertreter der Firma Layher möchten Carolin Langer und Georg Layher im Nachgang zu dieser Informationsveranstaltung folgende Stellungnahme abgeben:

 

„Wir bedanken uns für die zahlreichen positiven, aber auch kritischen Stellungnahmen und Fragen aus dem Publikum. Diese haben einmal mehr deutlich gemacht, dass die Bevölkerung die Erschließung von „Langwiesen IV“ und die weitere Ansiedelung von Unternehmen wie Layher als erheblichen Eingriff sieht – mit spürbaren Auswirkungen insbesondere auf das Landschaftsbild, den Verkehr und das betroffene Biotop. Wir haben die in vielfältiger Form zum Ausdruck gebrachten Bedenken bezüglich des Verlustes von weiteren 10 Hektar fruchtbaren Ackerbodens für die landwirtschaftliche Nutzung zur Kenntnis genommen. Dies ist und war uns sowie allen an der Umsetzung des Projektes Beteiligten bewusst und wird ernstgenommen.

 

Sowohl die früheren Gesellschaftergenerationen der Firma Layher als auch die heute maßgeblich für die Unternehmensentwicklung verantwortliche dritte Generation sind in Eibensbach geboren und aufgewachsen. Viele der Gesellschafter wohnen, leben und arbeiten bis heute im Zabergäu. Wir sehen daher ebenfalls sehr bewusst die Entwicklung, dass im Laufe von Jahrzehnten mehr und mehr Fläche versiegelt und die Landschaft nicht immer vorteilhaft umgestaltet wurde und wird – nicht nur von der Firma Layher, sondern auch durch Wohnbebauung, andere Industrie- und Gewerbebetriebe und nicht zuletzt durch die Landwirtschaft.

 

Auf der anderen Seite ist im kollektiven Gedächtnis der Gesellschafterfamilien zugleich fest verankert, dass bereits vor und nach 1945 im Zabergäu nicht genügend landwirtschaftliche Flächen vorhanden waren, um allen Bewohnern ein auskömmliches Einkommen zu ermöglichen. Hätte Firmengründer Wilhelm Layher als Sohn eines Landwirtes in Eibensbach die Möglichkeit gehabt, selbst einen landwirtschaftlichen Betrieb aufzubauen, würde es die Firma Layher heute wahrscheinlich nicht geben. Insbesondere in den Aufbaujahren – aber auch heute noch – waren und sind sehr viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Söhne und Töchter von Landwirten oder sind Teilerwerbslandwirte.

 

Wir möchten deshalb der Bevölkerung im Zabergäu versichern, dass es uns ein großes Anliegen ist, mit der Ressource Boden so sparsam wie möglich umzugehen und mit allen wirtschaftlich vertretbaren Maßnahmen zu gewährleisten, dass möglichst wenig Fläche in Anspruch genommen werden muss. Es liegt aber in der Natur unseres Geschäftes und unserer Produkte, dass wir mehr Flächen benötigen als viele andere Industriebetriebe. Wir werden uns zudem bemühen, die vorgeschriebenen sogenannten Ausgleichsmaßnahmen im Zabergäu möglichst im näheren Umfeld des Projektes durchzuführen. Im Rahmen der Informationsveranstaltung wurde in diesem Zusammenhang deutlich, dass eine Begrünung der Dächer allgemein als wünschenswerte Maßnahme betrachtet wird. Wo möglich werden wir deshalb eine entsprechende Dachbegrünung vornehmen. Als Familienunternehmen sind wir darüber hinaus aus eigenem Antrieb bemüht, Emissionen mit allen wirtschaftlich vertretbaren Mitteln auf ein erreichbares Minimum zu reduzieren: egal ob Lärm, Abgase, Abwasser und – zukünftig mit noch größerer Sorgfalt – Lichtemissionen. Es ist für uns selbstverständlich, dass vorgeschriebene Grenzwerte in unseren Werken eingehalten werden. In vielen Bereichen unterschreiten wir diese zum Teil sogar erheblich.

 

Die Geschäftsführer und die Gesellschafter der Firma Layher schätzen sehr, dass die Bürgerinnen und Bürger im Zabergäu die Belastungen, die trotz all unserer Bemühungen durch unsere Werke im Zabergäu verursacht werden, bisher im Wesentlichen akzeptieren und tolerieren. Wir freuen uns außerdem, dass uns bei vielen Gelegenheiten aus der Bevölkerung signalisiert wird, dass man froh darüber ist, dass es die Firma Layher als Arbeitgeber und Steuerzahler im Zabergäu gibt. Dies war ein wichtiger Faktor bei unserer Entscheidung, das neue Werk mit erster Priorität möglichst im Zabergäu zu errichten.

 

Einige Teilnehmer an der Diskussion haben die Meinung vertreten, dass es im Zabergäu geeignetere Standorte für unser neues Werk gebe. Ein Standort außerhalb der seit Jahrzehnten im Flächennutzungsplan vorgesehenen Erweiterungsflächen des Gewerbe- und Industriegebietes Langwiesen ist nach Aussage aller Fachleute aber aufgrund der gesetzlichen Vorschriften nicht oder zumindest nicht in einem überschaubaren Zeitraum vorstellbar – Alternativen im Zabergäu sind derzeit nicht in Sicht.“